Der Immobilienmarkt befindet sich im Wandel – nicht nur politisch, sondern messbar. Eine neue empirische Studie von Wüest Partner zeigt erstmals, wie stark sich CO₂-Emissionen inzwischen im Kaufpreisgefüge von Mehrfamilienhäusern niederschlagen.
Vom Randthema zum messbaren Werttreiber
Analysiert wurden 766 Immobilientransaktionen in Berlin zwischen 2022 und 2025. Auf Basis amtlicher Kaufpreissammlungen und modellierter CO₂-Emissionen wurde überprüft, ob und in welchem Umfang der Ausstoß von Treibhausgasen den Marktwert beeinflusst. Das Ergebnis ist eindeutig: Zwischen CO₂-Emissionen und erzielten Kaufpreisen besteht ein klar negativer Zusammenhang – und dieser wird von Jahr zu Jahr stärker.Der Korrelationskoeffizient zwischen CO₂-Emissionen (in kg/m² p.a.) und Kaufpreisen (EUR/m²) stieg von –0,08 im Jahr 2022 auf –0,36 im Jahr 2024. Das mag technisch klingen – inhaltlich bedeutet es: CO₂-Emissionen spielen heute eine viermal stärkere Rolle bei der Preisbildung als noch vor zwei Jahren. Das zeigt: Der Markt beginnt, Emissionen systematisch einzupreisen – ähnlich wie Lagequalität oder Zinsniveau.
Zahlen, die den Trend bestätigen
Im Mittel zeigt die Studie einen Preisabschlag von rund 2 € pro zusätzlichem kg CO₂-Ausstoß pro m² und Jahr. Bei einem Median-Kaufpreis von rund 2.673 €/m² entspricht das einer Wertdifferenz von ± 4,7 %.Noch eindrucksvoller ist die Spreizung entlang der Energieeffizienzklassen: Die Median-Kaufpreise variieren zwischen rund 4.250 €/m² in Klasse A und etwa 2.100 €/m² in den weniger effizienten Klassen – also um bis zu 100 %. Mit anderen Worten: Der Markt honoriert Energieeffizienz bereits heute deutlich – und dieser Effekt wird mit jeder Transaktion sichtbarer.
Energieeffizienz zahlt sich doppelt aus
Neben der ökologischen Notwendigkeit gewinnt Energieeffizienz damit auch ökonomisch massiv an Bedeutung. Eigentümer, die heute in energetische Sanierungen investieren, profitieren gleich mehrfach:
- Wertstabilität und Rendite: Energieeffiziente Gebäude erzielen höhere Marktpreise und geringere Leerstandsrisiken.
- Regulatorische Sicherheit: Strengere Vorgaben durch GEG, EPBD & Co. treffen vor allem ineffiziente Bestände.
- Kostenkontrolle: Effiziente Gebäude reagieren robuster auf Energiepreissteigerungen.
- Zugang zu Kapital: Banken und Investoren verlangen zunehmend ESG-konforme Assets.
Der Markt beginnt, CO₂ zu bepreisen
Was die Studie empirisch zeigt, spüren wir bei Wallround täglich in der Praxis: Immobilieneigentümer mit sanierungsbedürftigen Beständen verlieren Marktwert – nicht irgendwann, sondern jetzt. Gleichzeitig sehen wir, wie Projekte, die durch gezielte energetische Maßnahmen verbessert werden, nicht nur den Energieverbrauch, sondern auch die gesamte Werthaltigkeit der Gebäude verändern.Gerade im Berliner Altbaubestand ist der Effekt sichtbar: Unsanierte Objekte aus der Vorkriegszeit liegen oft bei 50 – 75 kg CO₂/m² p.a., moderne oder sanierte Bauten dagegen unter 25 kg. Diese Differenz übersetzt sich zunehmend in Euro – und in Vertrauen.
Fazit: In der Herausforderung liegt die Chance
Die Datenlage ist eindeutig: CO₂-Emissionen sind kein Nebenschauplatz mehr, sondern ein zentraler Bestandteil der Immobilienbewertung. Während der Effekt vor wenigen Jahren kaum messbar war, wächst sein Einfluss inzwischen exponentiell. Doch genau darin liegt die Chance. Der Gebäudebestand in Deutschland ist groß, und ein erheblicher Teil davon ist noch unsaniert. Wer jetzt handelt, kann den Wertzuwachs und die Effizienzgewinne der kommenden Jahre voll ausschöpfen – bevor sie vollständig eingepreist sind.Die energetische Sanierung ist damit nicht nur Klimaschutz, sondern eine der größten wirtschaftlichen Chancen der nächsten Dekade. Frühes Handeln zahlt sich aus – ökologisch wie ökonomisch. Oder anders gesagt: CO₂ ist das neue Lagekriterium – und Energieeffizienz die neue Wertsteigerung.







